Der kleine ICE und das Gruselabzeichen Der heiße Sommer ist vorbei. Es wird wieder früher dunkel, aber die Abende sind noch warm und gemütlich. Es ist Zeit für das Pfadfinderlager. Einige der Zug-Freunde sind mitgekommen, um den kleinen ICE zu unterstützen. Sie haben das Lager aufgebaut. Robbi Regio hat ein rotes Zelt, vollgestopft mit Büchern. Das von Sally S-Bahn sieht aus wie eine große Strickmütze und Simisala SUM hat sich ihres aus Ästen gebaut. Der kleine ICE spannt sein einfaches grünes Zelt auf. Kim, die Leiterin der Pfadfinder versammelt alle um das Lagerfeuer. „Schön, dass ihr da seid“, beginnt sie. „Wie ihr wisst, braucht der kleine ICE noch ein besonderes Abzeichen.“ Alle lauschen gespannt. „Ja-haha…“ Der kleine ICE scheint nervös zu sein. „Wir machen Brot am Stock und… äh… erzählen uns gruselige Geschichten.“ Kim nickt freundlich und fragt: „Wer möchte als erstes?“ Sumi räuspert sich. „Ich kenne eine! Einmal, da fuhr der kleine ICE in eine dunkle Baustelle und da glaubte er, ein riesiges Umbaumonster zu sehen, als plötzlich…“ „Die kennen wir schon!“ sagten alle zusammen. „Das war kein Monster. Das warst DU!“ „Oh, ja…“ kichert Sumi und die anderen lachen mit. „Kennt ihr schon die vom rätselhaften G-G-Geisterzug?“ fragt Robbi Regio. „Ja-haa“, rollt Sally mit den Augen. „Kennen wir! Es gab gar keine Geister im Grusel-Bahnhof. Das war alles Käse.“ „Und Ratten“, ergänzt Sumi. „In winzigen kleinen Geister- Kostümen.“ „Äh, nee, so war das nicht“, widerspricht Sally. „Erinnert ihr euch noch daran, als wir den Team-Geist gesucht haben?“ schmunzelt der kleine ICE. „Das war ein tolles Abenteuer!“ Alle stimmen zu. Dann wird der kleine ICE ein wenig traurig. „Fällt uns denn gar keine richtige Geister-Geschichte ein? Ohne Grusel am Lagerfeuer ist es doch keine richtige Zelt- Lager-Übernachtung!“ Die Zug-Freunde denken nach. Sie überlegen und überlegen, während sie immer mehr Stock-Brot ins Lagerfeuer halten. Sie schwelgen in Erinnerungen. Da sie vieles gemeinsam erlebt haben, kennen sie ihre besten Geschichten leider schon. Vielleicht weiß Kim weiter. Sie schauen sich nach ihr um, doch diese ist nirgendwo zu sehen. „Wo ist sie hin?“ wundert sich Simsala SUM besorgt. „Hoffentlich ist ihr nichts passiert!“ „W-w-was wenn sie ein Wolf geholt hat?“ Robbi Regio wird ängstlich. „Oder ein G-G-Geist?“ In den Büschen ist ein plötzlich ein Knacksen zu hören, hinter den Zelten ein Scharren und Schnauben. Schwere Schritte nähern sich ihnen. Die Zug-Freunde halten die Luft an. Aus dem Dickicht zwischen den Bäumen bricht eine mit Blättern und Matsch bedeckte Gestalt hervor. „M-M-Monster!“ rufen alle erschrocken. Die Gestalt schüttelt sich ächzend und atmet erleichtert auf. „Puh! Das war ganz schön wild am Bachlauf.“ Es ist kein Monster, sondern Kim, die Leiterin der Pfadfinder, die einen schweren Eimer mit sich trägt, aus dem Wasser heraus schwappt. „Für das Lagerfeuer,“ erklärt sie. „Ihr habt so lange geschwatzt, dass die Sonne bald aufgeht. Wir machen jetzt das Feuer aus, damit ihr noch eine Mütze Schlaf bekommen könnt.“ „H-h-heisst das,“ schluckt der kleine ICE, „ich bekomme kein Grusel-Abzeichen?“ Kim lächelt. „Du meinst dein Übernachtungsabzeichen? Lieber kleiner ICE, bei der Übernachtung im Zelt-Lager kommt es nicht darauf an, wie kreativ die Zelte oder wie gruselig die Geister-Geschichten sind. Oder wie viel Stockbrot gebacken wurde.“ Die Zug-Freunde hören aufmerksam zu. Sumi kaut schmatzend ihr Brot. „Es kommt darauf an, eine Nacht am Feuer zu verbringen, um Spass an Gemeinsamkeit und Freundschaft zu haben.“ Kim gießt das Wasser auf die glühenden Holzscheite. Die Glut erlischt, bevor sie mit Sand zugeschüttet wird. „Voll schön…“ schmatzt Sumi. „Das haben wir also super hingekriegt. Aber ich muss schon sagen, Kim: Falls es ein Grusel-Abzeichen gibt, geht das eindeutig an DICH.“ Die Freunde lachen und ziehen sich müde in ihre Zelte zurück. Was für eine Nacht! —— Eve Jay, 14.07.2025